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Öffentliche Ladeinfrastruktur - Monopolmarkt, System mit Marktlücken oder intensiver Wettbewerb?

Die Autoren untersuchen den aktuellen Stand und die Perspektiven des Marktes der öffentlichen Ladestationen für Elektrofahrzeuge. Laut Vorstellungen der Bundesregierung sollen bis 2030 zusätzlich 1 Mio. öffentliche Ladepunkte errichtet werden. Hier komme die Frage auf, ob es sich bei der Errichtung von Ladeinfrastruktur um einen wettbewerblichen Markt handele. Obwohl die Monopolkommission im September 2019 über eine "regional marktbeherrschende Stellung" einzelner Betreiber in einem großen Teil der deutschen Landkreise berichtete, sind die Autoren der Auffassung, dass die Unreife des Marktes nicht zu solchen Schlussfolgerungen führen darf und dass für potenzielle Betreiber weder rechtliche noch tatsächliche Hindernisse identifiziert werden können. Diskutiert werden auch potenzielle Fälle eines Marktversagens, in denen in bestimmten dünn besiedelten Gebieten "weiße Flecken" entstehen können, wo Errichter kein Potenzial für einen rentablen Betrieb einer Ladestation erwarten. Eine der Lösungen wäre es, die Verteilnetzbetreiber ihre eigenen Ladepunkte errichten zu lassen. Hier wäre jedoch zu beachten, dass die EU-Elektrizitätsbinnenmarktrichtlinie solches Geschehen strikt beschränke und nur in Ausnahmefällen erlaube. Schlussfolgernd äußern die Autoren, dass zum jetzigen Zeitpunkt die Diskussionen zu etwaigen wettbewerbsrechtlichen Maßnahmen oder Anhaltspunkten für das Vorliegen von Marktversagen weder hilfreich noch sinnvoll seien. Daher müsse sich eher darauf konzentriert werden, jene Prozesse und Instrumente zu erforschen, die sich in ähnlichen Marktsituationen in anderen Märkten als erfolgreich erwiesen haben.

Datum
Autor(en)

Claus Fest und Simone Pin

Fundstelle

Energiewirtschaftliche Tagesfragen, 1/2/2020, 74-79